Curated Originals
Der IWC Pilot’s Watch Chronograph Referenz 3705
Willkommen zu „Curated Originals“ – einer Serie von Bucherer, die aussergewöhnliche und bedeutende Zeitmesser vorstellt und erläutert, warum sie heute als Besonderheiten der Uhrmacherei gelten. In dieser Serie werfen wir einen genaueren Blick auf weniger bekannte, selten gesehene Uhren und beleuchten, weshalb sie heute einen besonderen Stellenwert in der Sammlerwelt einnehmen.
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Keramik, das für seine harte, kratzfeste und glatte Oberfläche sowie für sein geringes Gewicht bekannt ist, wurde zu einem immer beliebteren Gehäusematerial unter Herstellern von Luxusuhren. Damals in den 1990er Jahren waren Keramikgehäuse jedoch noch eine absolute Neuheit. Als IWC 1994 den Fliegerchronograph Keramik Ref. 3705 mit schwarzem Zirkonoxid-Keramik einführte, war die Marke ihrer Zeit voraus – sowohl technisch als auch stilistisch. Heutzutage wird die Ref. 3705, die liebevoll « Black Flieger » genannt wird, als Pioniermodell des damals noch unüblichen Materials und als begehrtes Sammlerstück unter den Neo-Vintage-Modellen angesehen. Sie markiert einen wichtigen Übergangspunkt in IWCs Designsprache und ebnete den Weg für die Verwendung von Keramik in späteren Fliegeruhren der Marke.

Das unverzichtbare Instrument für Entdecker von heute
Fliegeruhren von IWC Schaffhausen
Kollektion ansehenAuch wenn die Ref. 3705 eines der frühesten Beispiele für die Verwendung von Keramik in den IWC-Armbanduhren ist, so war sie nicht die erste. Dieser Titel gebührt dem Da Vinci Perpetual Calendar Chronograph, der 1986 als weltweit erste Uhr aus schwarzer Keramik vorgestellt wurde. Dieser technische Meilenstein markierte den Anfang von IWCs langanhaltender Faszination mit Zirkonoxid-Keramik – ein Material, das einige der bekanntesten Designs des Unternehmens prägen sollte. Nach dem Da Vinci Keramikmodell war es für IWC naheliegend zu erforschen, inwiefern sich dieses High-Tech-Material auch für andere Kollektionen eignen würde.

Daraufhin folgte mit dem Fliegerchronograph 3705, der mit einem schwarzen Zirkonia-Keramik Gehäuse ausgestattet ist, das nächste Kapitel der IWC-Keramikgeschichte. Die polierten Chronographendrücker aus Edelstahl und die passende Krone stehen im Kontrast zu der matten Oberfläche des Gehäuses. Mit diesen absichtlich auffälligen Stahlelementen verstärkt das zum Gehäuse passende schwarze Zifferblatt den subtilen Charakter einer Fliegeruhr im Militärstil.
Das Zifferblatt besitzt für die Indizes die charakteristischen arabischen Ziffern sowie eine Tages- und Datumsanzeige bei 3 Uhr und ausgesparte Totalisatoren bei 6 Uhr, 9 Uhr und 12 Uhr. Bemerkenswert ist, dass IWC die Datumsscheibe in mehreren Sprachen hergestellt hat, darunter in Deutsch, Italienisch, Französisch und Englisch. Typisch für Uhren aus den 1990er Jahren wurde Tritium für die Leuchtkraft verwendet, das seitdem zu einer warmen, cremefarbenen Patina auf den Zeigern und Zifferblattakzenten, einschliesslich des charakteristischen Dreiecks bei 12 Uhr, gealtert ist, angenommen.

Die 6/9/12-Anordnung des Chronographen deutet auf den Motor im Inneren der Uhr hin: das IWC-Kaliber 7922, eine stark veränderte Version des erprobten Valjoux 7750 Automatikwerk. Das Uhrwerk wurde so angepasst, dass es die hohen Standards der Marke erfüllt und als Chronometer zertifiziert werden konnte. Das Kaliber 7922, das Stunden, Minuten, Tag und Datum des Chronographen antreibt, schlägt 28’000 Mal pro Stunde und verfügt über eine Gangreserve von ungefähr 44 Stunden. Ein stabiler, verschraubter Edelstahlboden schützt das Uhrwerk und ist mit der Gravur « DER FLIEGERCHRONOGRAPH » sowie mittig dem IWC-Emblem versehen.

Zur gleichen Zeit wie der Pilot’s Watch Chronograph 3705 mit Keramikgehäuse wurde das Gegenstück aus Edelstahl, die Referenz 3706, vorgestellt. Auch wenn beide Modelle dieselben Kernfunktionalitäten aufweisen, produzierte IWC deutlich weniger Exemplare von der Keramikversion, nämlich etwa 1000 Stück zwischen 1994 und 1998.
Jahrelang blieb die Referenz 3705 ein unterschätztes Model in den Archiven von IWC, das hauptsächlich leidenschaftlichen Sammlern und Sammlerinnen der Marke bekannt war. Auf dem heutigen Pre-Owned Markt hat sich die Situation jedoch deutlich verändert, da immer mehr Liebhaber ihr Augenmerk auf Neo-Vintage-Modelle aus den 1990er Jahren richten, die sich durch Retro-Charme und moderne Leistung auszeichnen. Ausgestattet mit einem 39-Millimeter-Gehäuse, einem klassischen Aussehen, Tritium-Leuchtmasse und einem auf dem Valjoux 7750 basierenden Uhrwerk ist der Chronograph Ref. 3705 sowohl ein Zeitzeuge seiner Epoche als auch ein vorausschauender Pionier und er unterstreicht, was das Neo-Vintage Segment so attraktiv macht.
Das Interesse an der Ref. 3705 wurde 2021 nur noch weiter verstärkt, als IWC die Pilot’s Watch Chronograph Edition « Tribute to 3705 » vorstellte – eine moderne Neuinterpretation, aus dem markeneigenen Material Ceratanium. Die Wiederbelebung dieses Originals würdigte nicht nur seine historische Bedeutung, sondern entfachte auch neuen Enthusiasmus unter den Sammlern und Sammlerinnen und verlieh der Ref. 3705 Kultstatus.

Die Ref. 3705 steht längst nicht mehr für ein untergeordnetes Kapitel in IWCs Geschichte, sondern stellt einen Schlüsselmoment der Experimentierfreude und des Wandels dar. Dank der Langlebigkeit und Kratzfestigkeit von Keramikgehäusen sind erhaltene Exemplare der 3705 trotz ihres Alters oft in einem bemerkenswerten Zustand. Als ursprünglicher Testfall für Keramik-Flugzeuguhren von IWC ist dies das Modell, das den Grundstein für die vielen modernen Keramikmodelle der Marke legte.